WorldsAway Deluxe  
  Bolti's Toolsammlung für WorldsAway-Planeten - Testbericht von Nexo of Kystone
   


Oracle Echo war verblüfft. Der Avatar eines Firmenvertreters von Fujitsu Systems, Betreiber des Online-Weltensystems WorldsAway (WA), wirkte sogar in seiner virtuellen Ausprägung erstaunt. Vor dem Brunnen in Phantasus, der Hauptstadt der Insel Kymer auf dem Planeten Dreamscape, hatte er Bolti getroffen. Bolti war fleißig gewesen in letzter Zeit und hatte eine Reihe praktischer Hilfsprogramme für den Aufenthalt in seiner virtuellen Heimat entwickelt. Der Grund für Echos Verblüffung: Die Fujitsu-Programmierer hatten bei der vorigen Version des WorldsAway-Browsers eine Kleinigkeit vergessen. Eigentlich nur 23 Codezeilen. Bolti hat den Schaden behoben, mit einem externen Zusatzprogramm. Echo - und mit ihm das Programmiererteam - fragten sich, wie das möglich war.

Übrigens: Der nächste avAtaR erscheint am 1.07.1998 !

Editret, eines der Zusatzprogramme, mit denen Bolti den Bewohnern von WorldsAway-Planeten das virtuelle Leben leichter macht, verhinderte unangenehmen Ärger beim Chatten innerhalb einer Welt. Der komfortable WorldsAway-Browser bietet über dem Texteingabefeld eine Reihe von Buttons, mit denen man alle wichtigen Funktionen seines Avatars steuern kann: Gehen, Setzen, Winken, Hüpfen, Verbeugen und andere Artikulationsabläufe. Der Haken dabei: Der Fokus blieb auf dem zuletzt angeklickten Button. Wer seiner oder seinem Liebsten auf dessen liebevolle Begrüßung schnell eine angemessenen Antwort zukommen lassen wollte und eifrig drauf los tippte, erlebte eine frustrierende Überraschung: Der Text verschwand im Nichts, und die abschließende Betätigung der Entertaste löste nochmals den vorher benutzen Button aus. Statt einer zärtlichen Floskel erlebte der oder die Angebetete das brüske Abwenden des Avatars. Wie peinlich. Man hätte vorher in das Texteingabefeld klicken müssen - aber wer denkt schon an so etwas, angesichts eines vielversprechenden Flirts?

Bolti behob den Schaden durch ein Zusatzprogramm - übrigens das umfangreichste in der Kollektion. Um die Schludrigkeit der WorldsAway-Programmierer zu kompensieren, war eine Anwendung erforderlich, die als einzige in der Sammlung sogar eine eigene Laufzeitbibliothek beinhaltete. Neben der programmiertechnischen Leistung belegte Editret auch noch eine altbekannte Lebensweisheit: Kleine Gedankenlosigkeiten erfordern oft großen Aufwand für deren Behebung. Das haben auch die WA-Programmierer erkannt: Das letzte Update der Clientsoftware behob auch den Cursorfehler - und machte Editret damit überflüssig. Wer weiß, wie lange man auf diesen Bugfix ohne Bolti's virtuellen Wink mit dem Zaunpfahl hätte warten müssen.

Avatar Bolti, dessen User in der körperlichen Welt Netzwerktechniker ist, hat sich auch über andere Dinge das Dreamscape-Leben betreffend Gedanken gemacht. Dem ist ein komfortabler Makroeditor und -player entsprungen. Das zweigeteilte Programm tut genau das, was auch schon frühere Makroprogramme getan haben: Makros aufzeichnen und online abspielen. Für jedes Makro läßt sich eine individuelle Abspielgeschwindigkeit einstellen, die zwischen einer und zehn Sekunden pro Zeile liegen kann. Doch Boltis Makroprozessor bietet noch einige Zusatzelemente, die neu sind. So lassen sich in zwei Zusatzfenstern, die sich freundlicherweise auf beiden Seiten des Bildfensters aufbauen, Kurzfloskeln und Sonderzeichen vorbereiten und mit einem Doppelklick abschießen. Da das Makroprogramm mit dem authentischen WorldsAway-Zeichensatz arbeitet, ist das Einbauen von Sonderzeichen wie beispielsweise der beliebten Pfeile auch ohne Erinnerung an die betreffenden Tastencodes problemlos durch einfaches Anwählen aus einer Liste realisierbar.

Ein anderer Aspekt, der nicht nur Bolti und seiner Gefährtin Mimmi das Leben in Phantasus erschweren, ist die umständliche Methode, die den WA-Entwicklern für das Einrichten der virtuellen Wohnungen (Turfs) eingefallen ist. Objekte, die das Interieur zieren sollen, werden zunächst festgeklebt, um vor dem Zugriff übelwollender Besucher sicher zu sein. Dann müssen über ein Popupmenü für das Objekt neben der Ausrichtung die drei Raumkoordinaten manuell eingegeben werden. Stimmt die Position nicht, erfolgt die Korrektur der betreffenden Koordinate, die Übergabe mittels Befehlstaste, und immer so weiter, bis die Position stimmt.

Bolti ist ein praktischer Avatar. Zur Vereinfachung des Vorgangs hat er den Mover entwickelt, ein Tool, das sich nach vorheriger Aktivierung beim Aufruf der Positionierungsfunktion automatisch öffnet und ein übersichtliches Schaltfeld mit drei großen Schiebereglern präsentiert. Mit diesen Reglern läßt sich das Objekt bequem in allen drei Raumrichtungen bewegen. Ist die Internetverbindung von guter bis durchschnittlicher Qualität, kann der beglückte User die simultane Bewegung des Objekts auf dem Bildschirm beobachten. Bei schlechten Verbindungen muß mit Verzögerungen gerechnet werden, bis die gewünschte Bewegung vollzogen ist. Aber dafür kann ja Bolti nichts.

Foto gefällig? Dem oft aufkommenden Impuls, die Freundesgruppe oder ein erinnerungswürdiges Ereignis als Bilddatei für die Ewigkeit festzuhalten, steht oft das Fehlen eines geeigneten Hilfsmittels entgegen. Zwar läßt sich mit der Drucktaste leicht eine Bildschirmkopie in die Zwischenablage hieven, doch zur Erzeugung eines Internet-fähigen Dateiformats ist ein zusätzliches Grafikprogramm erforderlich. Auch die vielen existierenden Screenshotprogramme erfordern in der Regel einige Zwischenschritte, bis das geknipste Bild im komprimierten Zustand für Verteilaktionen zur Verfügung steht. Boltis Camera schafft Abhilfe. Auf dem virtuellen "Film" lassen sich in einem Schwung bis zu 20 Aufnahmen machen. Man kann einstellen, ob man ein Abbild des gesamten WA-Fensters mit den Texten haben möchte oder nur das Bildfeld selbst.

Wie bei einem richtigen Fotoapparat zeigt das ständig präsente Bildzähl-
fenster die Anzahl der noch verfügbaren Aufnahmen. Die bisher gemachten Schnappschüsse kann man in einer Art Diakasten in verkleinerter Form betrachten - bei Aufnahmen mit Textfeld leider etwas verzerrt. Der Doppelklick auf ein Bild erzeugt eine vergrößerte Vorabdarstellung. Es wäre praktisch, wenn man bereits in diesem Stadium unbrauchbare oder mißlungene Aufnahmen aus dem Schaukasten löschen könnte, um so länger mit einem "Film" arbeiten zu können, bevor man ihn zur "Entwicklung" bringen muß.

Ihre Stärke zeigt die Camera vor allem am Ende der Fotositzung. Nach Eingabe eines Dateinamenstamms erzeugt das Programm mittels eines einzigen Mausklicks JPEG-Dateien aller gemachten Aufnahmen in guter Qualität und sauber durchnumeriert. Die einzelnen Bilder weisen trotz JPEG-Komprimierung Dateigrößen zwischen 70 und 100 KByte auf - vor dem Einsatz in Websites oder für den Online-Versand wird also die Beschneidung und/oder ein weiterer Komprimierungslauf erforderlich sein.

Was tut der gepflegte Avatar nach getaner Arbeit? Keine Frage: Parties feiern. Daß auf einer zünftigen Fete getanzt wird, ist wohl selbstverständlich. Auch für diese wichtige Lebenssituation stellt uns Bolti ein Tool zur Verfügung - den Dancer. Er versetzt den virtuellen Stellvertreter des Anwenders in einen ruckhaften Dreh- und Gestentanz, der ein wenig an eine Sylvestergala in der Kreisirrenanstalt denken läßt. Mir persönlich hat der Kymer-Step der vorigen, Patch-zulässigen Browserversion 1.0 besser gefallen, aber das ist - wie so vieles, Geschmackssache.

Übrigens: Der nächste avAtaR erscheint am 1.07.1998 !

Insgesamt gesehen hat sich Bolti mit seiner Toolsammlung um das Gemeindeleben in Dreamscape und anderen WA-Welten verdient gemacht. Seine ständig weiterwachsende Sammlung nützlicher Avatarhelfer sichert ihm einen Platz in der Ruhmeshalle bedeutender Gestalten der WorldsAway-Imperiums - wenn sie denn dereinst einmal programmiert wird. Bis dahin könnte man sich auch mit einer Statue an Boltis Lieblingsplatz - dem Stadtbrunnen von Phantasus - behelfen.

Alle Tools - und vieles mehr - gibt es auf Mimmi's und Bolti's Homepage.

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